Geheimnisvolles Frankfurt

Wartberg Verlag


Frankfurter Neue Presse vom 13.01.2004

 

Frankfurt (fnp) "Bekanntes und Unbekanntes neu zu entdecken", das ist die Intention von Christian Setzepfandt für sein neues Buch "Geheimnisvolles Frankfurt am Main" gewesen.

Setzepfandt, der Führungen auf Deutsch und Englisch in Frankfurt oder die Umgebung veranstaltet, hat ein buntes Potpourri aus Anekdoten, historischen Fakten und aktuellen Trends zusammen getragen, die auf 48 Seiten locker aufbereitet präsentiert werden.

Allerdings wirkt die Zusammenstellung bisweilen beliebig: Der Eintracht, dem Ebbelwei und der Entwicklung Frankfurts zur Großstadt sind ebenso Abschnitte des Buches gewidmet wie der Geschichte der Juden in Frankfurt, ihrer Verfolgung sowie der Verfolgung von Homosexuellen während der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten.

Einen großen Teil nehmen Abhandlungen über Gebäude und Architektur in

Anspruch: die Messe, der Eschenheimer Turm und die bekannten Frankfurter Kirchen finden sich ebenso in dem Bändchen wie Ausführungen über Friedhöfe, den Anlagenring, die "Gemieskerch" (die Großmarkthalle) und die Hochhäuser der Skyline, die das Bild Frankfurts prägt.

Wer das Büchlein durchstöbert, trifft auf bekannte Frankfurter wie den Mundartdichter Friedrich Stoltze, den Maler Adam Elsheimer und die Naturforscherin und Weltreisende Maria Sibylla Merian. Und natürlich darf die geheimnisumwitterte Prostituierte Rosemarie Nitribitt nicht fehlen, verdrehte sie doch in den Jahren des Wirtschaftswunders der begüterten Frankfurter Männerwelt den Kopf. 1957 wurde sie ermordet.

Christian Setzepfandt unternimmt Streifzüge durch die Geschichte der Badekultur in Frankfurt, die Geschichte des Radios und bringt in Erfahrung, was sich Frankfurt-Touristen im Jahr 1925 so alles angeschaut haben.

"Geheimnisvolles Frankfurt am Main – Bekanntes und Unbekanntes, neu entdeckt", Wartberg-Verlag, 48 Seiten, gebunden, 13,80 Euro, ISBN 3-8313-1347-4.


 

Frankfurter Allgemeine Zeitung am 24.12.03


Frankfurter Rundschau vom 20.12. 2003


 

Frankfurter Neue Presse vom 05.12.2003


 

Falter mit dem Stift gefangen

Von Beate Lambrich

Frankfurt. Sie gilt als die Begründerin der deutschen Insektenkunde. Ihr, einer naturwissenschaftlichen Autodidaktin, gelang es, den Erkenntnisstand der Naturwissenschaft bedeutend zu erweitern: Maria Sibylla Merian. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum sind jetzt ihre "Frankfurter Naturalienkabinette des 18. Jahrhunderts" im Senckenberg-Museum zu besichtigen. Die Ausstellung ist von morgen, 16. Dezember, an geöffnet. Heute wird deshalb auch ein Raum im Museum nach ihr benannt.

Maria Sibylla Merian war Forscherin, Künstlerin und Unternehmerin, dazu Hausfrau und allein erziehende Mutter zweier Töchter. Ihre Biografie entspricht nicht den herkömmlichen weiblichen Lebensläufen ihrer Zeit. Sie wurde 1647 in Frankfurt als jüngstes von sechs Kindern geboren. Ihr Vater war der aus der Schweiz stammende Mathäus Merian, der Ältere. Schon als Kind begann Maria Sibylla zu malen und zu zeichnen. Autor Christian Setzepfandt erzählt in seinem Buch "Geheimnisvolles Frankfurt" (Wartberg-Verlag) die Anekdote, dass sie sich als Mädchen in den Garten eines Nachbarn schlich, um die damals sehr teuren und seltenen Tulpen zu stehlen, damit sie diese abzeichnen konnte.

Angeregt durch die Arbeit des Stiefvaters Jakob Marrel, der in seinen Stillleben auch Insekten abbildete, begann sie schon als Kind mit dem Studium dieser Tiere. Sie züchtete Seidenraupen und beobachtete den Vorgang der Metamorphose über die Puppe zum Falter.

Auch andere Frauen sammelten zu dieser Zeit Raupen, Schmetterlinge und andere Insekten. Doch Maria Sibylla Merian erläuterte im Unterschied dazu ihre Zeichnungen mit genauen Beschreibungen, sie ordnete den Insekten Kategorien zu. Dies war der Beginn einer genauen Katalogisierung. Zusätzlich lernte sie Latein, um sich in naturwissenschaftlichen Abhandlungen fortbilden zu können. 1670 ging sie mit ihrem Mann nach Nürnberg und gründete kurz darauf eine Stick- und Malschule für Damen. Diese belieferte sie mittels eines kleinen Handels mit Farben und Mal-Utensilien. Ihre "Jungfern-Companie" nannte sie den Kreis, wie aus ihren Briefen hervorgeht.

Mit ihren naturwissenschaftlichen Beobachtungen betrat Maria Sibylla Merian völliges Neuland. Bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Entstehung von Insekten mit einer Urzeugungstheorie erklärt. Demnach entstanden die Tiere aus Schlamm und faulenden organischen Stoffen. Erst 1668 widerlegte der italienische Forscher Francesco Redi durch Experimente diese Theorie und wies nach, dass sich Insekten aus Eiern entwickeln.

Merians erstes Blumenbuch erschien 1675. Ihre Arbeitsweise als frühe Entomologin und ihre künstlerische Darstellungsweise missfielen damals einer systematisierenden Biologie und den damit sich herausbildenden Konventionen des wissenschaftlichen Abbildens. Die Insektenforscherin war zugleich Verlegerin ihrer eigenen naturkundlichen Bücher und sie handelte mit ihren Werken – Aquarelle und Bücher – sowie mit präparierten Tieren wie Insekten und Reptilien.

Ihre Kunden waren Kunstliebhaber und Sammler, die sich in ihren Häusern entweder "Universalsammlungen" mit Objekten der Kunst, der Geschichte und der Natur oder aber eine Spezialsammlung in Form eines Naturalienkabinetts anlegten. Solche Sammlungen wurden seit der Renaissance bis in das ausgehende 18. Jahrhundert von Fürsten und reichen Bürgern zusammen getragen. Die Entdeckung der Welt führte immer neue unbekannte und exotische Naturalien in die europäischen Städte und Sammlungen. Die Freude am Objekt, das Interesse an der Naturgeschichte und das Streben nach Erkenntnis gingen Hand in Hand.

Im Jahre 1683 erschien Merians erster Insekten-Band: "Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung". Doch ihr Privatleben verlief nicht erfolgreich. Die Ehe der Merians war nicht glücklich. 1685 verließ sie ihren Mann. Nach dem Tod der Mutter im Jahre 1690 brach sie alle Brücken nach Deutschland ab und zog mit den beiden Töchtern nach Amsterdam. Von dort aus startete sie das größte Projekt ihres Lebens, eine Reise nach Surinam. Von Juni 1699 an blieb sie in der Holländischen Zuckerkolonie. Auf dieser zu damaliger Zeit für eine Frau ungeheuerlichen und einzigartigen Reise studierte sie die Flora und Fauna des tropischen Landes, sammelte und zeichnete Pflanzen, Insekten und kleine Reptilien. Doch schon 1701 musste sie Surinam verlassen, sie hatte sich mit einer tropischen Krankheit, wahrscheinlich der Malaria, infiziert. Nach ihrer Rückkehr nach Amsterdam wertete sie ihre Studien aus. 1705 erschien das Werk "Metamorphosis Insectorum Surinamensium" mit 60 Kupferstichen. Damit lernten die Europäer erstmals in einem großen Umfang mit der exotischen Schmetterlingswelt Mittelamerikas kennten. Maria Sibylla Merian starb am 13. Januar 1717 in Amsterdam. Sie wurde in einem Armengrab beerdigt.

Das Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg als Ort der Biodiversitätsforschung blickt mit der neuen Ausstellung über Maria Sibylla Merian und den naturkundlichen Sammlungen des 18. Jahrhunderts, den "Privatcabinetten", in eine Zeit vor seiner Gründung, und damit zurück in eine Phase, der die Idee von der Naturgeschichte und noch nicht die Auffassung der modernen Naturwissenschaft zu Grunde lag.

Alt-Höchst 1/2004


 Letzte Überarbeitung: 15.12.08 ©Copyright und Konzept Christian Setzepfandt  www.kultours-frankfurt.de